Ist das noch kompliziert oder schon komplex?

January 31, 2022
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Sarah Zimmermann

Warum ist das wichtig? 

Wir sind es gewohnt, komplizierte Probleme zu lösen. Unser gesamtes Managementsystem und unsere Arbeitsstrukturen sind darauf ausgelegt. Das Mittel für den Umgang mit Kompliziertheit ist Lernen im Sinne von vielen Wiederholungen oder dem Aneignen von Fähigkeiten und Fertigkeiten und Wissen, bspw. durch das Optimieren von Prozessen oder Berechnungen aus der Vergangenheit für die Zukunft. Dadurch erarbeiten wir uns das Wissen und das Verständnis, um eine passende Lösung zu entwickeln. 

Komplexität braucht Komplexität

Komplexität aber ist anders. Ursache und Wirkung sind unklar und durch die Vielschichtigkeit der Gegebenheiten oft nicht nachvollziehbar. Die Analyse der Situation ist aufgrund der (zu) vielen Variablen, die ständig in Bewegung sind, nicht möglich. Komplexität lösen wir nicht durch strategische Planung und Wissen: Komplexität kann man nur mit Komplexität begegnen. 

Was bedeutet das? 

Traditionelle Prozessoptimierungen, Arbeitsmethoden und Strukturen verlieren in komplexen Umgebungen ihre Wirksamkeit. Ein Dilemma, denn in einer komplexen Welt, in der Orientierung hilfreich wäre, kann man sich schlecht auf Altbewährtes verlassen. Stattdessen muss man Neues ausprobieren, Hierarchien aufbrechen, Wissen verteilen, schnell reagieren, experimentieren, Fehler machen, sich vernetzen, kreativ und auf Augenhöhe arbeiten. Viele Methoden, Werkzeuge und Ansätze, die genau diese Art der Zusammenarbeit und des Denkens fördern, fassen wir unter dem Begriff der Agilität zusammen. Agile Methoden sind darauf ausgerichtet, die Komplexität runterzubrechen, denn nur so können wir sie beherrschen. Indem wir simplifizieren, schrittweise vorgehen und schauen, wo welche Handlung anschlußfähig ist. Immer mit dem Ziel, die Organisation anpassungsfähig und damit zukunftsfähig zu machen. 

Ideenbasierte Wertschöpfung

In einer agilen Vorgehensweise entsteht Wertschöpfung durch Ideen und Kreativität, vielmehr als durch das Wissen aus der Vergangenheit. Im Gegensatz zu „Wer weiß es?“ oder „Wer hat damit schon Erfahrung?“, ist in komplexen Umgebungen die Frage „Wer hat die Idee“ oder „Welche Idee probieren wir aus?“ gewinnbringend. 

Kein Ziel ist das Ziel 

Genau deshalb ist es in komplexen Umgebungen richtig und wichtig, kein Ziel zu haben, sondern ergebnisoffen und iterativ zu arbeiten. Das ist ein fundamental anderer Ansatz in Hinsicht auf Führung, Kommunikation und Ko-Kreation und erfordert von allen Beteiligten Vertrauen in den Prozess und Übung im Umgang damit. Denn erst im Ausprobieren wird deutlich, welches Potential ein schrittweises, erfahrungsbasiertes Lernen entfaltet und welch positive Wirkung es auf die Mitarbeitenden hat.